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Geistliche Impulse

An dieser Stelle finden Sie geistliche Impulse rund um den Gott der Bibel. Verfasst und betreut werden diese Impulse von Mitgliedern unserer Gemeinde. Derzeit aktiv sind Frank Schulz und Pastor Dr. Horst Simonsen.

Für die Inhalte der Impulse sind die Autoren verantwortlich. Sie spiegeln nicht zwingend die Ansichten der Kirchengemeinde Oldenburg wieder.

Alle Jahre wieder

Alle Jahre wieder – holen wir Anfang Oktober die Erntekrone aus ihrer Nische. Bei uns in Oldenburg hängt sie das ganze Jahr über in einem nicht mehr benutzten Adelsgestühl. Manchmal in der Turmhalle. Manchmal auch auf dem Dachboden. Gelegentlich stellen wir fest: Sie staubt ein wenig. Das Korn ist trocken geworden. Müsste mal ausgetauscht werden. Aber sie gehört irgendwie dazu. Wie aufgetürmtes Obst und Gemüse.

Manchmal hat das heute gerade in Städten auch etwas Künstliches. Viele Menschen haben heute keinen elementaren Bezug zu Lebensmitteln. Die meisten kaufen sie eben im Supermarkt. Oft verarbeitet, praktisch, es muss ja schnell gehen mit dem Essen. Ich habe das auch mühsam lernen müssen: Eigentlich kann man aus wenigen frischen Früchten (z. B. Kartoffeln, Wurzeln, Porree, Zwiebeln) eine schmackhafte Suppe zubereiten. Und so viel Zeit kostet das dann auch nicht… Ich denke an die Generation meiner Großeltern: Für die meisten war es noch normal, in hohem Maß von dem zu leben, was der eigene Garten und die nähere Umgebung so hergeben.

Zur Zeit von Jesus war es noch viel stärker. Die meisten seiner Zuhörer lebten auf dem Land und im Rhythmus des Säens und Erntens. Viele seiner Gleichnisse und Bildreden stammen aus dieser Welt wie das Gleichnis vom  Sämann, vom vierfachen Ackerfeld, von der selbstwachsenden Saat, vom Unkraut unter dem Weizen usw. Das haben die Menschen unmittelbar verstanden. In der Welt des Alten Testaments, in der er lebte, war Glück die Verheißung, seinen eigenen Weinstock und seinen Feigenbaum zu haben.

Wir leben in einem reichen Land – eigentlich. Hunger – so schien es mir lange – war früher und woanders. Corona schärfte uns auch den Blick dafür: Die beste Mahlzeit erhielten manche Kin der im Kindergarten und in der Schule. Und immer mehr Menschen versorgen sich in der Tafel und nicht im Supermarkt oder auf dem Wochenmarkt. Erntedank ist nicht nur das gelegentliche Herausholen der Erntekrone. Oder romantisches Aufbauen von Gemüse. Es erinnert uns daran: Was wir zum Essen haben und brauchen (und andere), ist Geschenk des Schöpfers. Es ist nicht selbstverständlich. Wir können und dürfen Danke sagen. Besonders an diesem Tag – und täglich im Gebet vor dem Essen.

Pastor i. R. Dr. Horst Simonsen, Oldenburg




In dessen Hand ich bin

Eph 3,1-4 „1 Deshalb sage ich, Paulus, der Gefangene Christi Jesu für euch Heiden – 2 ihr habt ja gehört von dem Auftrag der Gnade Gottes, die mir für euch gegeben wurde: 3 Durch Offenbarung ist mir das Geheimnis kundgemacht worden, wie ich zuvor aufs Kürzeste geschrieben habe.

Es waren Juden, die ihn umbringen wollten und hatten verhaften lassen. Es waren Römer, in deren Gefängnisse Paulus gesteckt und in deren Hauptstadt er gebracht wurde. Es war Nero, der römische Kaiser, vor den Paulus in einem Gerichtsprozess gestellt werden sollte.

Paulus jedoch sah sich nicht als Gefangener von Menschen, nicht der Juden, nicht der Römer und auch nicht des Kaisers. Er sah sich als Gefangener Christi und teilte dies allen Christen mit, denen er aus seiner Gefangenschaft Briefe schrieb.

Was ist es, das Paulus im Glauben begriffen hatte und was er hier so deutlich seinen Geschwistern im Glauben schrieb? Hatte er den Sinn für die Realität verloren?

Nein, Paulus hatte nichts verloren. Er hatte etwas gewonnen. Jesus war ihm begegnet, hatte sich ihm offenbart und hatte ihn zu seinem Jünger und Apostel gemacht. Daher sah sich Paulus nun ganz in der Hand Gottes. Er sah sich als Kind des allmächtigen Gottes, der ihn als Botschafter zu den Menschen gesandt hatte.

Christen mögen heute keine Apostel mehr sein, aber sie sind Kinder des himmlischen Vaters, sein Eigentum. Sie sind Botschafter für Jesus Christus, der sein Leben zur Erlösung der Menschen gegeben hat. Wenn sich Menschen von Gott senden lassen, dann sind sie dort, wo er sie hinschickt, an seiner statt, in seinem Auftrag, in seiner Begleitung und immer in seiner Hand.

Jesus ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden (Matth. 28,18) und er ist bei uns bis an der Welt Ende (Matth. 28,20). Dies gilt auch für uns ganz real in unserem Alltag, ganz gewiss in Beruf und Familie, und sogar, wenn wir um seines Namens Willen im Gefängnis sind.

Selbst wenn die irdischen Machthaber vorgeben, für unsere Einschränkungen und Repressalien verantwortlich zu sein, so sieht die eigentliche Realität doch anders aus: Gott hat das „Heft in der Hand“, denn seine Hand ist größer und stärker als jede menschliche Macht.

Diese Einsicht war Paulus sicher ein Trost und eine Zuversicht und kann es uns heute auch noch sein.

Frank Schulz



Johnny Cash

Gut 20 Jahre ist es jetzt her. Am 12. September starb der amerikanische Sänger Johnny Cash im Alter von 81 Jahren. Wahrscheinlich ist er den meisten jüngeren Menschen gar nicht mehr bekannt, aber zu seinen Lebzeiten war er eine Legende. Johnny Cash wuchs in den Südstaaten der USA auf (den manche den „Bible belt“, den Bibelgürtel nennen). In einer baptistischen Familie wuchs er ganz selbstverständlich mit Spirituals wie „Swing low, sweet chariot“ auf, die seine Verwandten bei der Feldarbeit sangen. Als Jugendlicher war es sein größter Wunsch, einmal im Radio zu hören sein. Dieser Wunsch wurde ihm mehr als reichlich erfüllt.

Johnny Cash hat sich stets zu seinen christlichen Wurzeln bekannt. Auch, wenn manche Schallplattenproduzenten ihm nahe legten, dies um eines größeren kommerziellen Erfolgs zu verleugnen. Unter anderem trat er gelegentlich bei Evangelisationen des ebenso berühmten Billy Graham auf. Zugleich ließ er sich künstlerisch nicht so einfach festlegen. Sein musikalischer Stil schwankte zwischen „Country“ und „Rock“ und sicher noch manchem anderen – er war eben er, Johnny Cash. Und seine eigene tiefe Verwurzelung in seinem christlichen Glauben gab ihm durchaus große Freiheit im Umgang mit Andersdenkenden.

Auch das Leben von Johnny Cash war von großen Widersprüchen und Zerrissenheiten geprägt. Legendär waren einige seiner Livekonzerte, darunter eines in einem Gefängnis. Von den Menschen dort fühlte er sich tief verstanden. Es lief nicht alles glatt: Eine erste Ehe zerbrach, eine zweite war infolge seiner Tablettenabhängigkeit stark auf die Probe gestellt, die beiden hielten aber bis zum Tod der Frau zusammen. Die Aufnahmen des alten Johnny Cash hatten etwas Ehrliches und Düsteres. Im Titelsong seines letzten Albums „The man comes around“ war eine gebrochene, aber beeindruckende Stimme wahrnehmbar und immer wieder das Wort „Hurt“ (Schmerz). Die Bibelworte, die ihm wohl am nächsten waren, waren das Zeugnis des Apostels Paulus im siebten Kapitel seines Briefs an die Gemeinde in Rom: „Ich habe wohl gewollt, aber ich kann das Gute nicht vollbringen. Denn das Gute, dass ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich…Ich elender Mensch! Wer wird mich von diesem todverfallenen Leib erlösen? Dank sei Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn!“ (Römerbrief Kap. 7, Verse 18.19.24.25)

Cash wusste von dieser tiefen Widersprüchlichkeit. Je älter er wurde, umso mehr trat er in Schwarz auf (Spitzname „Man in Black“). Nicht mit seinen Preisen und Leistungen tritt er vor Gott, sondern mit dem, was rätselhaft und unfertig bleibt.

Pastor i. R. Dr. Horst Simonsen, Oldenburg