Hüter im Hause des Herrn

Schon viele Jahre gibt es diese Gruppe von Frauen und Männern, die dafür Sorge tragen, dass Menschen von nah und fern sich unsere tolle St.-Johannis-Kirche nicht nur von außen, sondern auch von innen anschauen können. 

Vom 25. März bis zum 25. Oktober von 10.00 – 17.00 Uhr ist die Tür für Besucher jeden Tag sieben Stunden lang offen. Mal eine, mal zwei Stunden sitzen unsere Hüterinnen und Hüter an ihrem Platz, um Einblicke auch in verborgene Ecken zu ermöglichen.  

Das ist nicht nur spannend, weil man so vielen verschiedenen Menschen begegnet, die mit Neugier und manchmal mit Ehrfurcht hereinkommen, sondern auch, weil man dabei selbst unsere Kirche ganz neu kennenlernt. 

Über 868 Jahre schon gehen Menschen hier aus und ein, um Gott zu begegnen oder auch, um ein bisschen Ruhe zu finden. Die Hüterinnen und Hüter ermöglichen das Jahr für Jahr über 6.500 Menschen durch ihren Hütedienst. 

Wer übrigens mitmachen möchte, darf sich gerne an Klaus Kasper, Tel. 04361 7470 oder Andreas Gruben, Tel. 04361 8740 wenden. 

Pastor Andreas Gruben

 

Die Vorsitzende des Öffentlichkeitsausschusses Ursula Palm-Simonsen führte folgendes Interview mit den langjährigen Kirchenhütern Elke und Gerd Ernst.

Seit wann gehören Sie zum Hütedienstteam ? 

Elke Ernst: Zusammen mit meinem Mann bin ich seit mehr als zehn Jahren dabei. Wir machen das gerne, und es gibt immer neue Anregungen und interessante Gespräche, wenn man mit den Besuchern in Kontakt kommt. 

Haben Sie feste Hütedienstzeiten? 

Gerd Ernst: Ja, in den letzten Jahren hatten wir regelmäßig drei Stunden in der Woche am Donnerstagnachmittag in der Kirche, um dort „einzuhüten“. Dabei haben wir uns die Zeit entweder geteilt oder nur einer von uns war für die gesamte Zeit in der Kirche. 

Wie viele Kirchenhüter gehören zum Team und müssen diese Spezialkenntnisse über die Kirche haben? 

Elke E.: Zum Team der Hüterinnen und Hüter gehören ca. 40 Personen aus Oldenburg und Umgebung, die jährlich vom 25. März bis zum 25. Oktober die Kirche offen halten. Dabei brauchen wir keine Vorkenntnisse. Es gibt einige, die regelmäßig für feste Zeiten in der Woche (z. B. 1 bis 3 Stunden je nach Wunsch) den Dienst ausführen. Daneben gibt es Vertreter oder „Springer“, die bei Ausfall eines Kirchenhüters dann zum Einsatz kommen können. Dabei ist es für diese ehrenamtliche Tätigkeit keine Voraussetzung, Mitglied in der Kirchengemeinde zu sein oder regelmäßig in den Gottesdienst zu kommen. 

Wie viele Besucher kommen im ganzen Jahr in die Kirche? 

Gerd E.: Beim Treffen zum Saisonabschluss stellt der Hütedienstorganisator Klaus Kasper die Besucherstatistik vor. In den letzten Jahren waren es ca. 6.500 Besucher, in den „Corona-Jahren“ aber nur ca. 4.000 bis 5.000 Gäste. 

Gibt es auch die Möglichkeit, für größere Gruppen eine Führung zu erhalten? 

Elke E.: Es können für größere Gruppen Führungen durch die Kirche angeboten werden. Diese führt i. d. R. Klaus Kasper durch, es stehen aber auch andere Kirchenhüter für diese Aufgabe zur Verfügung. 

Gibt es Gespräche mit den Besuchern? 

Gerd E.: Im Eingangsbereich der Kirche begrüßen wir die Besucher herzlich und heißen sie in der ältesten Backsteinkirche Nordeuropas willkommen. Brennende Teelichter schaffen eine einladende Atmosphäre. Die meisten Gäste gehen durch die Kirche und sehen sich alles in Ruhe an. Dabei können sie eine ausführliche Infomappe durchlesen oder einen Flyer mit den wichtigsten Informationen über

die Kirche kostenlos mitnehmen. Die Gäste bringen vielfach zum Ausdruck, dass sie überrascht sind, dass die Kirche für Besucher täglich für sieben Stunden geöffnet ist.

Was hat die Besucher in der Kirche am meisten interessiert? 

Elke E: Die Besucher haben häufig erwähnt, dass ihnen die Kirche in ihrer Schlichtheit sehr gefallen hat. Es gibt keine „goldüberladenen“ Teile, wie sie in den süddeutschen Barockkirchen zu sehen sind. Vielfach kommt man auch über den Taufengel und die Gutsherrenloge ins Gespräch. Diese Besonderheiten gibt es nicht in jeder Kirche zu sehen.

Stellen die Besucher häufig Spezialfragen, die sich z. B. auf die Baugeschichte beziehen? 

Gerd E.: Solche Spezialfragen können wir nicht beantworten, dies gehört nicht zu den Aufgaben der Kirchenhüter. Ggf. verweisen wir auf Spezialliteratur in den Bibliotheken oder auf das Internet. Ich stelle aber immer wieder fest, dass die Besucher sich vor dem Besuch in der Kirche schon im Internet oder auf der Seite der Kirchengemeinde informiert haben, z. B. über die Baugeschichte oder die Besonderheiten wie den Taufengel oder die Gutsherrenloge. 

Welche Fragen stellen die Besucher noch? 

Elke E.: Es wird auch mal die Frage gestellt, ob die Besucher bis zum Altar gehen dürfen oder warum im Chorraum eine Osterkerze mit den Taufbändern steht. Die neue Orgel aus dem Jahr 2018 ist vielfach der „Hingucker“. Dabei können wir Kirchenhüter den Besuchern einiges zur Entstehung von der Planung bis zum Einbau erzählen.

Wie wird der neue Kerzenständer angenommen? 

Gerd E.: Während der Öffnungszeiten wird der neue Kerzenständer sehr gut angenommen. Manchmal brennen dort mehr als 10 Teelichter gleichzeitig. 

Welches war ein besonderes Erlebnis während Ihrer gesamten Hütezeit? 

Elke E.: Einmal kam eine Gruppe mit vielen Leuten in die Kirche und alle zusammen begannen in der Apsis einen Choral zu singen. Das hat wunderbar geklungen und hat mich sehr berührt. 

Ich danke Ihnen für das Interview mit den interessanten Informationen. 

Ursula Palm-Simonsen